Heimat und Arbeit – Der Kreis Freudenstadt

Heimat und Arbeit – Der Kreis Freudenstadt im Konrad Theis Verlag


In der Ausgabe von 1978 schreibt Karl-Martin Hummel darin „Ausführungen zur Geschichte von Betzweiler und Wälde“.

Auszüge hieraus:

Dem in einer Urkunde des Klosters Alpirsbach von 1123/28 genannten Zeugen „Heinrich de Bedzingiswilaeri“ verdankt der am Rande des Altsiedellandes gelegene fränkische Ausbauort seine Erstnennung. Von den Herren von Rüti kann das Kloster Alpirsbach schon im Jahr 1297 Güter, im Jahr 1337 die Gerichtsherrschaft, weitere Güter und Leibeigene sowie die Untere Mühle erwerben. Die Obere Mühle war schon 15 Jahre zuvor vom Kloster St. Georgen an das Kloster Alpirsbach gekommen. Im Jahr 1511 kann dieses nach dem Aufkauf der letzten Güter und Rechte von dem mit den Herren von Brandeck verschwägerten Wilhelm von Bach den Ort ganz unter seiner Herrschaft vereinen. Als selbständiges Gericht (unterer Verwaltungsbezirk) verblieb Betzweiler bis zur Auflösung des württembergischen Kirchengutes unter dem seit 1535 evangelischen Klosteramt Alpirsbach. Im Jahr 1810 wurde Betzweiler zunächst dem Oberamt Sulz am Neckar, zwei Jahre später aber dem von Oberndorf am Neckar zugewiesen; schließlich kam Betzweiler im Jahr 1938 an den Kreis Freudenstadt.

Das Bürgermeisteramt von Betzweiler befand sich einem 1850 als Rathaus aufgekauften und seither mehrfach modernisierten Gebäude. Das Schulhaus wurde in den Jahren 1899/1900 erbaut und dient heute als Sitz der Grundschule (sowie der Ortschaftsverwaltung).

Bis zur Gründung einer eigenen evangelischen Pfarrei im Jahr 1892, zu der auch die Filialen Wälde und (seit 1947) 24-Höfe sowie der Schwenkenhof gehören, war Betzweiler (Kirchen-) Filial von Dornhan. Die aus dem Jahr 1604 stammende, an der Stelle einer älteren Vorgängerin erbaute Georgskapelle dient seit der Fertigstellung der heutigen evangelischen Kirche von 1926/27 als Gemeindesaal. Die im Jahr 1870 entstandene evangelisch-methodistische Gemeinde hat im Jahr 1901 eine „Zionskapelle“ sowie im Jahr 1975/76 eine „Christuskirche erstellt.


WICHTIGE HISTORISCHE URKUNDEN ZUR ORTSGESCHICHTE VON BETZWEILER SEIT DEM HOCHMITTELALTER:

1)  URKUNDE AUS DEM JAHR 1123 (HOCHMITTELALTER)

(entnommen aus: K.M. Hummel, Heimatbuch Betzweiler-Wälde, 1975)

(Achtung: Es besteht eine Unsicherheit in der Schriftauslesung: Jahr 1123 versus Jahr 1128)

Diese Urkunde über die Grenzen des Klostergebiets aus dem Jahre 1123 nennt einen „Heinrich de Bedzingiswilaeri“ als Zeugen. Es ist die früheste Erwähnung des Ortsnamens.


2)  URKUNDE AUS DEM JAHR 1297 (SPÄTMITTELALTER)

 In einer Urkunde des Klosters Alpirsbach vom 5. Februar 1297 wird ein „Rudolf, genannt Fiurste von Betziswiler“ erwähnt.

(entnommen aus: K.M. Hummel, Heimatbuch Betzweiler-Wälde, 1975; betraf einen Verkauf von Gütern in Betzweiler und auf dem Vogelsberg; die Bezeichnung „Fürst(in) von Betzweiler“ ist zudem in drei weiteren Urkunden von 1393, 1425 und 1450 überliefert)


3)  URKUNDE AUS DEM JAHR 1313 (SPÄTMITTELALTER)

 In einer auf der Burg Waseneck bei Oberndorf (Neckar) ausgestellten Urkunde vom 20. Dezember 1313 wird ein „Betzzinswiler dem dorffe“ genannt – die „Dorfgenese“ schritt voran.

(entnommen aus: K.M. Hummel, Heimatbuch Betzweiler-Wälde, 1975; Schenkungsurkunde betraf eine Gült zu Betzweiler, über die seine Tochter Beatrix in der Form eines Leibgedings verfügen kann, nachdem sie dem Nonnenkonvent Rottenmünster beitritt)

(Anmerkung: Mit der Dorfgenese ab dem Spätmittelalter entstanden neue Organe wie Schultheiß, Versammlung, Rat, Dorfgericht, Dorfschütze, Dorfbüttel, Dorfknecht, etc.)


4)  URKUNDE AUS DEM JAHR 1337 (SPÄTMITTELALTER)

Der Ort Betzweiler fiel im Mittelalter größtenteils an das Kloster Alpirsbach. Das (Benediktiner-) Kloster Alpirsbach erwarb am 30. April 1337 das Gericht (und damit die Gerichtsherrschaft), Gülten, Nutzen und Güter, Leibeigene sowie die untere Mühle in Betzweiler. Der letzte Ortsteil wurde schließlich noch am 22. Januar 1511 von Wilhelm von Bach erworben.