FRÜHMITTELALTER BIS HOCHMITTELALTER

A)  FRÜHMITTELALTER BIS HOCHMITTELALTER


Nach der Völkerwanderung im Verlaufe des Frühmittelalters: Besiedlung des mittleren und unteren Heimbachtals durch eine Landadel–Sippe (Familienverband mit Ministerialen-Funktion). Im weiteren geschichtlichen Kontext ist die Erstbesiedlung von Betzweiler als Ausbauort in der fränkischen Zeit anzunehmen.

 

Neuansiedlung nach der Völkerwanderung: Besiedlung und Erschließung durch Rodung, Urbarmachung, Siedlungs- und Wegebau, Anlage von Feldern mit Flurnamensgebung sowie örtliche Herrschaftsabgrenzung mit Ortsnamensgebung.

Die Erst-Besiedlung erfolgte vermutlich mittels eines (Meier-/Fron-) Hofes im Rahmen einer Villikation mit Grundherrschaft und Leibeigenschaft der Untertanen.

Es ist in Betzweiler zu vermuten, dass der herrschaftliche Ortsadel aus der Familiensippe der „Brandecker“ sich hier zuerst ansiedelte, und zwar über ein männliches Mitglied als Ur-Meier von Betzweiler (so auch Hans Harter: Adel und Burgen im oberen Kinziggebiet, Freiburg i. Br./München 1992).

Die Herren von Brandeck erreichten als edelfreier Landadel mit Ministerialen-Funktion in einer Familienseitenlinie den Aufstieg in den Ritteradel und gaben sich in diesem Zusammenhang (erst) um das Jahr 1099 diesen Namen. Im Gegensatz hierzu haben sich in dieser Zeit andere Mitglieder der Herren-Sippe von Brandeck (wie hier in Betzweiler) nicht diesen Namen gegeben, da sie nicht den Ritterstand anstrebten und insoweit ihren Namen (als Herren von Betzweiler) und ihr Territorium „nach altem Recht“ weiterführen wollten.

Es zeigt sich ein erster Hinweis auf den Ortsnamen „Betzweiler“ bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. In der Orts-Beschreibung des Oberamts Sulz von Wälde (1863), verfasst von Karl Eduard Paulus, finden sich Ausführungen zur Breitenauer Kirche, „welche von zwei Fräulein von Betzweiler gestiftet sein soll“:

Nach einer Stellungnahme von Dr. Martin Wenz vom 8. März 2007 (Regierungspräsidium Karlsruhe) ist die Breitenauer Kirche erstmals um das Jahr 1100 historisch fassbar. Möglicherweise wurde der Kirchenbau schon um das Jahr 1089 vorgenommen, da infolge der Brigida-Weihung ein Zusammenhang mit dem Kirchenbau in Bettenhausen vermutet werden kann, und insoweit in etwa das gleiche Baujahr wie dort vorliegt. Vor dem Hintergrund der Verbreitung der Familiensippe der Brandecker im mittleren und unteren Heimbachtal verwundert ein Zusammenhang zwischen Betzweiler und Wälde-Breitenau-Bohlhof (mit Herren-/Fronhof der Brandecker) nicht. Die erwähnten Frauen standen hiernach sehr wahrscheinlich in einem nahen Familienverhältnis zu „Rapoto von Breitenau“, welcher (in etwa zeitgleich) um 1080 Güterschenkungen an das Kloster Hirsau vornahm.

Nach einer Chronik von Friedrich August Köhler (Ortsbeschreibung und Ortsgeschichte von Betzweiler, 1806 mit weiteren Nachträgen) findet sich ein früher Hinweis auf „Betzweiler“ unter Verweis auf die „Schwäbische Chronik des Martin Crusius, in der Übersetzungsfassung von Johann Jacob Moser aus dem Jahre 1733 (Seite 506)“ als Sekundärquelle:

(links: Originalaufzeichnung Friedrich August Köhler) (rechts: Transliteration durch die Sütterlinstube Hamburg e.V., 2023)
(Auszüge aus der Schwäbischen Chronik von Crusius / Moser, 1733) (links mittig unter 2.-12. finden sich die Hinweise auf Bedzingisweiler)
(PS: Die Jahreszahl 1096 wird in Zweifel gezogen, da die Regierungszeit von Abt Wernher erst von 1122 bis 1142 nachweisbar ist)